Der Preis für Garantien in der Altersvorsorge ist in den letzten Jahren enorm angestiegen und eigentlich viel höher als angenommen. An der Frankfurt School of Finance & Management haben zwei Professoren einen Garantiekostenindex entwickelt, der diesen Preis auch beziffert. Der Gesetzgeber schreibt in der betrieblichen Altersversorgung und in der Riester-Rente eine Beitragsgarantie vor. Diese Garantie dient nach politischer Lesart dem Schutz des Sparers, denn er dürfte nicht einfach wehrlos den Turbulenzen des Kapitalmarktes ausgesetzt sein. Durch die Garantie soll gesichert sein, dass zumindest die eingezahlten Beiträge wieder zur Verfügung gestellt werden.
Derartige Garantien wünschen sich tatsächlich viele Sparer, was auch etliche Umfragen regelmäßig zeigen. Die meisten von ihnen treffen jedoch diese Entscheidung, ohne dabei zu wissen inwiefern eine solche Garantie notwendig ist und welchen Preis sie dafür zahlen.
Ein Vergleich der Sparpläne
In der vorgestellten Studie wurden zwei Sparpläne miteinander verglichen und die Garantiekosten jeweils mithilfe eines Opportunitätskostenansatzes berechnet. Der Erhalt des Beitrages ist bei dem einen Sparplan vollständig gesichert. Dabei wird ein Teil des Sparbeitrages jeweils in einen gesicherten Zins investiert und auf diese Weise wird am Ende der Laufzeit auch die Einzahlung garantiert. Der übrig gebliebene Restbetrag geht dann jeweils in eine Aktienanlage.
Beim anderen Sparplan wird auf solche Garantie vollständig verzichtet und es wird zu 100 % in Aktien investiert. In der Studie wurde der Median einer Vielzahl von Kapitalmarktsituationen und -simulationen ermittelt. Der Garantiekostenindex ergibt sich aus der Differenz dieser beiden Endvermögen und beschreibt den entgangenen Vermögenswert bzw. den Preis, den der Anleger für eine solche Garantie indirekt zahlt.
Der Verlauf dieses Index zeigt unter anderem ganz deutlich, dass die Garantiekosten seit 2009 rapide angestiegen sind. Vor allem das niedrige Zinsniveau ist der Haupttreiber für diese Entwicklung. Für einen langfristigen Sparplan ist gegenwärtig eine Kapitalgarantie also ausgesprochen teuer. Die Kosten liegen sogar bei einem Vielfachen der eingezahlten Beträge. In der Studie wurden Analysen für verschiedene Anlegertypen durchgespielt, abhängig von ihrem Alter, dem Anlagebetrag und der Laufzeit.
In allen Fällen sah der Verlauf der Garantiekosten ähnlich aus: Am Anfang lagen die Kosten noch unter der Summe der eingezahlten Beiträge. Doch in den folgenden Jahren stiegen die Kosten deutlich darüber. Wegen der verschiedenen Sparbeiträge und Laufzeiten sind die absoluten Garantiekosten nicht miteinander vergleichbar. Doch die Autoren haben diese mit dem gesamten Einzahlungseintrag normiert und dadurch die prozentualen Garantiekosten ermittelt. Diese Kosten fallen umso höher aus, je länger der Anlagehorizont ist und je jünger der Sparer.
Garantiekosten und Risiko gegenüberstellen
In ihrem Risikoprofil unterscheiden sich die beiden Anlagen deutlich voneinander. Deshalb reicht eine einseitige Betrachtung der Garantiekosten für eine fundierte Anlageentscheidung noch nicht aus. Schließlich kennt der Anleger nur den Preis für die Sicherheit – doch ist dieser Preis dem Risiko auch angemessen? Um diese Frage beantworten zu können, müssen die Garantiekosten dem Risiko gegenübergestellt werden.
In der Studie wurde zu diesem Zweck die Häufigkeit der Fälle ermittelt, in welchen das angesparte Vermögen am Ende der Laufzeit tatsächlich unter der Gesamtsumme der eingezahlten Beiträge liegt. Der Garantiefall wird per Definition nie eintreten, denn schließlich ist in der Anlagestrategie eine Absicherung bereits eingebaut. Bei allen anderen Strategien, die nur teilweise oder überhaupt keine Garantie der angelegten Beiträge enthalten, liegt die Anzahl der Garantiefälle in den meisten Fällen unter einem Prozent, höchstens aber um die vier Prozent. Dabei lassen sich zwei Regelmäßigkeiten feststellen: Die Wahrscheinlichkeit eines Garantiefalles ist bei kurzer Anlagedauer deutlich höher. Die Wahrscheinlichkeit für einen Garantiefall sinkt aber mit zunehmendem Garantieniveau.
Die Wissenschaftler haben die Plausibilität ihrer Ergebnisse auch mit einem Vergangenheitstest überprüft, den das Simulationsmodell klar bestanden hat. Somit gibt es in den untersuchten Zeiträumen kein Land und keine Region, wo die Aktienmarktrenditen nicht ausgereicht hätten, um ein Endvermögen zu erwirtschaften, dass höher ist als die eingezahlten Sparbeiträge. Das Endvermögen war in den meisten Fällen sogar um ein Vielfaches über den Gesamtwert der angelegten Beträge. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen ein Anlass für flexiblere Garantien und transparentere Preis-Leistungsverhältnisse sein, damit der Anleger selbst seine Entscheidung treffen kann.